MW Türchen 21: Armutsdiskriminierung

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Sag mal, hast du keine Mr. S Hood? Keinen Jock von Cellblock13? Keine Sk8erboy-Socken? Dann bist du wahrscheinlich in der Puppy-Community um einiges weniger Wert, als jemand, der diese Dinge hat.
Du kannst dir kein Topmarken-Gear kaufen, sondern nur „Schina Schrott“ und schon bist du ein Außenseiter.

Gott wie oft habe ich damals, so einen (frei wiedergegeben) Chat gehabt?

„Bist du etwa ein Puppy ohne Hood?“
„Derzeit schon, spare noch auf meine.“
„Dann solltest du das ‚pup‘ aus deinem Usernamen rausnehmen. Das ist nur für echte Puppys.“

Oder:

„Ne hab kein Geld dafür.“
„Haha, wenn du jetzt kein Geld hast, dann solltest du das ganze lieber sein lassen.“

Ich mein WTF? Was ist bitte ein „echter Puppy“? Wieso darf ich, wenn ich derzeit kein Geld habe, überhaupt nie ein Teil werden?

Ich habe es inzwischen echt satt. Mein ganzes Leben lang, wurde ich ausgelacht, weil ich nicht so viel Geld hatte und keine Markenklamotten besaß, nicht die neuste Konsole mein Eigen nannte, die neuen Trendschuhe an den Füßen kleben hatte, usw.

Geld regiert die Welt. Oder eher: Geld regiert die Community.


So habe ich die Community ebenfalls kennengelernt. Ich gebe es zu: Ich mag es auch lieber zu spielen und zu sexeln, wenn der Gegenüber ebenfalls eine Maske hat. Plus-Punkte gibt es für Mr-S-Hoods. Aber das ist m. E. eine sexuelle Vorliebe und hat nichts damit zu tun, ob jemand zur Community gehört oder nicht.
Ich bin auch kein Fan von dem ‚Schina-Schrott‘ den Hati erwähnte. Da aber eher aus Plagiatsgründen. Ich respektiere dennoch die Puppys und Doggys, die sich solche Masken zulegen, weil sie vielleicht eben nicht die 200 Euro haben, sich eine gute Hood zu holen.

Im Gearshaming-Türchen habe ich das Geld bewusst ausgelassen, weil ich natürlich wusste, dass dieses Thema hier noch kommt. Geld spielt in der Community eine große Rolle. Nicht per sé als solches an sich, aber in der Form der Klamotten die man trägt.
Ich habe mich anfangs sehr in meine Schulzeit zurückgesetzt gefühlt. Eine Zeit in der alle sich so geil gefühlt hatten, wenn sie einen Füller oder Fineliner der Marke Pelikan oder Stabilo auf dem Tisch liegen hatten und man selbst einen Füller hatte, der 2,50 DM in der Grabbelkiste gekostet hat.

Die Adidas-Schuhe an den Tretern der anderen Jungs, und man selbst die 9,- DM Botten aus Reno. Oder was sehr banal ist: Die geilsten Sticker aus Stoff und Kork und man selbst die für 0,10 DM aus dem Kiosk, die niemand haben wollte im Tausch. Und schnell war man alleine.
Und das habe ich auch in der Petplay-Community erlebt.
Leute die nicht das Geld für diesen teuren und geilen Scheiß hatten, waren keine richtigen Petplayer. Sie waren keine richtigen Pups. Sie waren nur Nachahmer, die dazugehören wollten, sich aber ‚keine Mühe gaben‘. Oft fielen auch Sprüche, dass man dann halt mal etwas weniger isst (Dieser war besonders bei etwas fülligeren Menschen beliebt) und es sich ja dann leisten könne.

NEIN! KÖNNEN SIE NICHT! Wie wärs, wenn ihr mal ein bisl weniger euer InstaTwitterBook füttert und dafür euch Zeit nehmt, ein wenig Menschlichkeit zu lernen? Es wird immer Menschen geben, die sich gewisse nicht leisten können und für diese gibt es zwei Richtungen.

Trotzdem versuchen, am Ball zu bleiben. ← oder → Schulden machen, um dabei sein zu können.

Gerade letztere Optionen kann folgenschwere Konsequenzen mit sich bringen. Eine Schuldenspirale, aus der man vielleicht nicht mehr herauskommt. Denn man bekommt vermittelt, dass man nur mit Geld in jedem Lebensbereich weiter kommt. Das heißt, man braucht die heißeste und neueste Technik, das hochwertigste Gear und so weiter. Man rollt immer weiter auf den Abgrund zu und die Masse gibt einem auch noch Antrieb, dort hinein zu fallen.
Zur Hölle, hört auf damit. Begrüßt neue Mitglieder unabhängig ihres Gears und ihrer Finanzdefizite. Jeder von uns hat seine eigene Art und Weise, damit umzugehen. Ausschluss sollte aber keine Art sein, die gefördert wird.

Ob Hati, oder andere Pups, nun weiße Billigsocken tragen, keine Hood hätten, oder aussehen würden wie der Nachbar von nebenan. Sobald sie meinen, sie seien bereit dazu, ein Wuffel zu sein, haben sie in der Community aufgenommen und willkommen geheißen zu werden. Ohne Vorbehalte. Und ohne ihren Kontostand preisgeben zu müssen.
Denn viele von euch, die ach so geiles Gear haben und sich die reisen zu den geilsten Events leisten können, haben sich damit die Last von Schulden aufgebürdet. Und bei einigen von euch, ist diese Last sehr schwer geworden und euch kehrt man auch nicht den Rücken, weil ihr quasi bankrott seid, sondern nur, weil ihr euch wie Arschlöcher verhaltet.

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1 Kommentar zu „MW Türchen 21: Armutsdiskriminierung“

  1. Geld regiert nicht nur die Welt, sie verändert sie auch. Oder eher die Menschen. Ich merk es ja selbst auch immer, wenn ich etwas mehr über hab, wie sehr es mich verleitet, Dinge zu kaufen. Pup Krams und andere „Spielsachen“, ein neues Handy, ein neuer PC… Aber ab und zu kommt dann in Situationen, in denen man sich denkt, man hätte genau dieses Geld nun doch eher gebrauchen können.

    Das wird nicht jeden betreffen, aber vielleicht fühlt sich der eine oder andere ja doch angesprochen. Manchmal kommen solche Personen genau aus solchen Situationen, werden durch „Billigartikel“ daran erinnert und stößt ihnen deswegen übel auf. Meistens ist es aber leider nur so, dass man nicht deren Vorlieben entspricht und einfach unsinnig ausgeteilt wird.

    Die Gear Qualität sagt aber wenig über den Pup aus. Ich kenne viele mit den teuersten Marken, die mehr Schein als Sein sind und gar nicht so viel drauf haben, wie sie immer tun. Wie denn auch? Zum einen treffen sie sich ja mit so gut wie niemandem. Zumindest nicht mit Leuten, die auch ein bisschen Erfahrung mit bringen. Natürlich hängen die dann in ihrem Selbstbild fest, das sie sich geschaffen haben und in dem alles in Ordnung ist, solang man sich an ihre selbst aufgestellten Regeln hält.

    Aber die können auch ganz schnell wieder auf dem Boden der Tatsachen landen. In so eine Schuldenfalle zu geraten kann so ziemlich jedem passieren, jederzeit. Und dann rutschen auch sie die Beliebtheitsskala runter, wenn ihr Gear langsam aber sicher Gebrauchsspuren zeigt und das Geld nicht mehr für mehr reicht. Dumm nur, dass die tatsächlich lieber weitere/höhere Schulden in Kauf nehmen, als das über sich ergehen zu lassen. Und so beginnt die Spirale sich dann immer weiter abwärts zu drehen. ~

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