A&R – 2: Sorry, dass ich ein weißer Mann bin (Suri)

Ich engagiere mich nun schon fast zwanzig Jahre in der queeren Community. Immer mit bestem Gewissen und mit einer unbändigen Leidenschaft, Menschen zu helfen, sie zu unterstützen und für ein miteinander in der Gesellschaft zu kämpfen.

Natürlich verändern sich Menschen, Gesellschaften und auch die Ziele. So wurden aus den Forderungen, für Schwule und Lesben heiraten und Kinder adoptieren zu dürfen und gleiche berufliche Chancen wie heterosexuelle Menschen zu haben, vor allem für Männer, im Laufe der Zeit Themen für Transpersonen und dann später wurde aus dem LGB und LGBT eine lange Buchstabenreihe. Und mit jedem Buchstaben kamen neue Ziele und Forderungen. Und alle haben ihre Berechtigung. Doch ich zweifle sehr an der Art der Umsetzung.

Aber was weiß ich schon? Ich bin schließlich nur ein alter, weißer, als cis-gelesener Mann und wie man es mir immer wieder in Diskussionen zu verstehen gibt, teil des Problems. Als wäre das Ziels des (Queer)Feminismus nicht die Gleichstellung und Gleichbehandlung aller Menschen, ohne das ihr Geschlecht oder ihre Sexualität eine Rolle spielt, sondern dass alle cis-Männer sich scheiße und deplatziert fühlen sollen.

Zunehmend habe ich das Gefühl, was heißt Gefühl, es sind auch die Aussagen junger Menschen in den Diskussionen, dass diese keine Geduld mehr haben auf eine Besserung zu warten. Darum sind sie einfach gegen alles ohne ein Konzept, wie man es besser machen könnte.
So sind sie auch gegen die Polizei und auch aggressiv gegenüber queere PolizistInnen und unterstellen diesen, Teil des Problems zu sein, statt zu akzeptieren, dass diese innerhalb dieses Systems etwas ändern wollen.

Solange diese Haltung in der queeren Community bestehen bleibt, wird es unmöglich sein einen gemeinsamen Kampf gegen Ausgrenzung und Diskriminierung zu gewinnen.

Mir ist es wichtig, Awareness und Respekt in der Community zu schaffen, dass auch Männer, egal ob schwul, bisexuell oder hetero ihre Gefühle und Verletzbarkeiten haben und erst, wenn jeder Mensch, Gefühle und Schmerz anderer Menschen akzeptiert, hat der Feminismus sein Ziel wohl fast erreicht.
Soweit von mir. Ich hoffe, dass sich so viele wie möglich diesem Projekt anschließen.

LG Suri.

P.S.: Entgegen das die jungen Queerfeministen glauben, dass Trans* und POC die Prides gegründet haben: JEIN! Nicht in Deutschland. Die ersten Demos in Deutschland waren die Pfingstdemos in Berlin, welche von der homosexuellen Aktion Westberlin (HAW), welche die Lohngleichstellung von homosexuellen Männern forderte. Der CSD wurde erst später in seiner Form für die Rechte zu Gleichstellung von LGB → LGBT → Queer genutzt.
Hier nachzulesen: https://de.wikipedia.org/wiki/Homosexuelle_Aktion_Westberlin

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Gerrys Ergänzung

Über das Thema diskutieren Freunde und ich auch immer wieder. Während die LGB – Menschen, zumindest die, die ich kenne, für alle Rechte einstehen, kommt es mir gerade im modernen Queerfeminismus so vor, dass gerade die weißen, homosexuellen Cis-Männer immer als „IHR SEID SCHULD!“ hingestellt werden. Und ich frage mich, woher das kommt? Was haben wir getan, bzw. nicht getan? Setzen wir uns nicht genauso dafür ein, dass Trans*Personen ihre Rechte erhalten? Das POC akzeptiert werden? Habe ich irgendwas verpasst?

Stehen wir alle nicht jedes Jahr gemeinsam auf den Straßen, um genau für diese Sachen zu kämpfen? Oder sind QueerfeministiInnen wirklich so verblendet geworden, dass sie uns gar nicht mehr erst war nehmen, gerade weil wie z. B. weiße, schwule Cis-Männer sind?
Auch das Argument, dass POC und Trans*Personen die Bewegung zum Laufen gebracht haben, ist auch in internationaler Sicht faktisch nicht ganz korrekt. Im Gegenteil.

Die Stonewallaufstände betrafen ALLE LGBTQ Personen. Es waren nicht nur Trans*Personen oder POC die aufgestanden sind. Es waren auch die Heterolike- und Lederkerle, die ihre Ärsche für uns auf die Straßen gestellt haben trotz der Gefahr geächtet oder eingesperrt zu werden.
Diese Erfahrung zeigt sehr gut, wie sehr Menschen in Schwarz und Weiß denken und nur ihre Bubbles für die einzig Wahren halten. Wie wärs, wenn wir uns dem Ursprungsgedanken der Stonewallaufstände wieder mehr in die Besinnung rufen?

Freiheit! Gleichberechtigung! Das Recht lieben zu dürfen, wen wir wollen!

Unabhängig von Sexualität, Geschlecht und Hautfarbe. Also liebe QueerfeministInnen: Hört auf uns als „Das Problem“ zu bezeichnen, nur weil wir keine andere Hautfarbe haben oder mit unserer Geschlechtsidentität zufrieden sind. Wir helfen euch trotzdem! Wir gehen trotzdem mit und für euch auf die Straße! Vielleicht erkennt ihr irgendwann die Geschichte und die Arbeit aller queeren Communitymitglieder einfach mal an, statt Probleme dort zu suchen, wo eigentlich keine sind.

Gerry

P.S.: Und ich bin Pro-Polizei auf CSDs. Denn auch sie kämpft für uns. Und auch das sollten wir anerkennen.

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