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… lernt Gerry nimmermehr. Ihr kennt den Spruch bestimmt. Ich hatte in den vorhergehenden Beiträgen ja angedeutet, dass ich immer wieder Dinge anfangen möchte. Das Problem ist, neben den bekannten Dingen, die man zum Anfangen braucht, das durchziehen. Das ist manchmal leichter gesagt als getan.
Gerade wenn ich neue Projekte starten möchte, die anderen helfen könnten, stelle ich mir, während der Erstellung des Projekts, sehr viele Fragen. Versagen at it’s best.
„Interessiert das überhaupt jemanden?“
„Was ist, wenn dich alle auslachen?“
„Das schaffst du doch eh nicht!“
Und bumm! Demotiviert, ich schmeiße alles hin. Warum? Weil man mir genau das eingeredet hat. ‚Das schaffst du doch eh nicht!‘ oder ‚Das ziehst du doch eh nicht durch‘ waren in der Kindheit ständige Begleiter.
Wie ich in Stillstand erwähnte, wollte ich Kampfsport machen. ‚Das könnte ihn selbstbewusster machen. Aber er ist und bleibt ein Weichei.‘ Ist jetzt kein genaues Zitat. Aber sinngebend von den Aussagen her ist es auf jeden Fall.
Geige und Klavier waren auch nen Wunsch. ‚Das schaffst du doch eh nicht!‘ War die Antwort. Und so zog sich das durch. Versagen vorprogrammiert.
Meine Schule wollte, dass ich Gesangsunterricht nehme. Nichts. Wollte ‚sie‘ nicht. Und und und. Mir wurde von Anfang an eingetrichtert, dass ich mich mit dem zufriedengebe, was ich bis dato hatte.
Als ich in der Jugend nochmal mit Instrumenten kam, war natürlich das Geld nicht mehr so dicke da. Aber meine Mutter kannte da jemanden. In einem Jugendclub (Ich hab Jugendclubs nach meinen Umzug gehasst!). Gitarre. Ich wollte brechen. Gitarre war nun das letzte Instrument, was ich lernen wollte. Aber ich bin hingegangen, um nach einer Lektion zu merken, dass ich für diesen Klang keine „Liebe“ empfand.
Danach wollte jemand gebauchpinselt werden, für diesen grandiosen Einfall. Gabs aber nicht. Weil es mir nicht gefallen hat. Zumal der Typ auch irgendwie bäh war. Als ich nicht mehr hingegangen bin, hieß es nur noch … Naja. Siehe oben.
Und irgendwie ist seitdem kaum was von meinen Projekten fertig geworden. Der Blog hier, der früher unter „Sinnesbolognese“ lief, kann ja nie fertig werden. Aber ich hab zum Beispiel, einige erinnern sich, versucht Ocarina zu lernen. Das war irgendwie mein gedanklicher Ersatz für das, was ich als Kind nicht lernen dürfte.
Naja. So schön ich den Klang finde … Es ist nicht das, was ich lernen wollte. Zudem habe ich immer mehr den Eindruck, dass es vielleicht stimmt, was mir als Kind gesagt wurde. „Ich schaff es ja eh nicht.“ Außerdem fällt mir irgendwie noch das Notenlesen schwerer als erwartet.
Auch hat sich mir der Eindruck erschlichen, dass ich schlichtweg zu alt bin, ein Instrument zu lernen. Man sollte damit ja so früh wie möglich anfangen. Und mir das Talent fehlt. Und … dass ich eh versagen werde, bei dem was ich anfasse.
Ich habe z.B. auch bei meinen Büchern das Gefühl gehabt, versagt zu haben. Und das obwohl mir so viele sagten, wie toll die Bücher sind. Aber hier muss ich einen kleinen hieb an doch näherstehende Personen austeilen. Sie sagen, sie haben sich mein Buch gekauft. Aber sie lesen es nicht.
Klar, als Autor könne es mir egal sein, ob sie es lesen. Für mich ist der Verkauf ja wichtig. Richtig? Falsch. Für mich ist sehrwohl wichtig gewesen, was ihr denkt. Wenn ihr es nur kauft, um mir einen Gefallen zu tun, ist mir nicht geholfen. Denn das treibt den Versagensgedanken nur an. Und irgendwann demotiviert es, weiter zu machen.
Klar. Viele haben die Bücher alle gelesen und auch ihren Senf zu gegeben. Aber so gern ich euch alle habe … Es ist was anderes, wenn es von nahestehenden Personen kommt.
Ich wollte ein Hilfsprojekte unter den Namen „#schreigegenmobbing“ und „Gerrys-Paw“ errichten. Aber ich war von der Masse der möglichen Arbeit so überwältigt, dass ich das schnell ad acta gelegt habe. Ich habe um Hilfe gebeten, aber keine bekommen. Von niemanden. Ich mache aber niemanden einen Vorwurf. Ich habe da auch viel zu viel verlangt, denke ich. Aber die Masse an Arbeit hat in meinem Kopf auch dafür gesorgt, dass dieses „HA! Das packst du nicht!“ mich so eingenommen hat, das ich nur „Und du hast wieder versagt!“ Dachte.
Ich plane schon keine großartigen Projekte mehr, da die Angst sehr groß ist, die Arbeit, die man sich macht, eine kurze Zeit später wieder hinzuschmeißen. Denn das wär inzwischen typisch Gerry. Er hat es nicht anders gelernt. Der schafft es nicht. Er zieht es eh nicht durch. Gerry wird versagen.
Denn was Gerrychen nicht lernt, lernt Gerry nimmermehr.
Ende – ANGST #7 : Versangen(sangst)
Anmerkung: Dies ist/wird kein Selbsthilfeblog. Bei wirklich starken Problemen, sucht bitte professionelle Hilfe auf.
4 Kommentare zu „ANGST #7: Versagen(sangst) – was Gerrychen nicht lernt…“
Ich finde aber, man ist nie zu alt, um etwas Neues zu lernen. Das muss jetzt kein Instrument sein, egal was. Klar hat man in jüngeren Jahren mehr Zeit und Energie dafür. Aber man tut es ja letztendlich nicht, um sich auf die Bühne zu stellen? Zumindest denke ich so. Wenn dir etwas gefällt, geh es an. Für dich, nicht für irgendjemand anderen. Deine eigene Stimme zählt, nicht die vergangenen – die haben eh nix mehr zu melden.
Das ist jetzt nicht ganz dasselbe, aber ich hör auch nicht auf, mich gesund zu ernähren, nur weil mir jemand sagt „du hast nicht abgenommen“ oder Schlimmeres. Oder besseres Beispiel: Ich hör auch nicht auf zu streamen, auch wenn meine innere Stimme mir ständig sagt, dass es nie besser werden wird.
Was ich damit sagen will, ist halt nur: Bleib deinen Wünschen treu, die du offensichtlich hast. Ich kann zwar nix zu den anderen Projekten sagen, aber wenn du z. B. einem musikalischen Hobby nachgehen willst, werden Mann und eine Handvoll Freunde dich sicherlich unterstützen. Ich sitz auch gern mit Fackel und Heugabel daneben um dich anzutreiben. ;)
Hey Gerry.
Jap große Projekte haben viel arbeit und von der Masse an Dingen die zu erledigen sind dafür, lässt man sich gerne erdrücken (Man lese meinen Kommentar zu Stillstand).
Ich wollte als Kind auch immer ein Instrument lernen… Gitarre xD (Wir unterscheiden uns mal, krass.) Ich hatze auch eine Akustik Gitarre und ein Buch für Anfänger, jedoch für Anfänger die schon so 14 sind (ich war damals 8?) und habe damals nicht verstanden, was die da eig schreiben. Ich hab trotzdem (sehr schief und schlecht) oft vor mich hin gespielt und irgendwas gesungen. Warum ich kein Gitarrenunterricht hatte? Nun weder kannten wir jemanden, der es spielen konnte, noch war das Geld dafür da, also habe ich es nie gelernt und kann auch keine Noten lesen.
Endlich mal ein Blog-Post, bei dem ich auch meinen Senf dazu geben kann, weil ich es aus erster und eigener Hand kenne. Du hattest recht – für jeden ist was dabei.
Ich kann Ignis nur zustimmen. Egal was du dir vornimmst, pack es an und probier es (probier dich!) wenigstens aus. Steh zu dir und erforsche deine Grenzen. Du hast genug Leute um dich herum, die an dich glauben und dich dabei auch, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, unterstützen.
Ich habe in meinem bisherigen Leben auch oft Versagensängste gehabt. Letzten Endes ist es damit aber genau wie mit allen anderen Ängsten auch. Du musst dich ihnen stellen, um sie zu überwinden. „Über seinen eigenen Schatten springen“ – als Fan von Redewendungen dürfte dir der auch geläufig sein. ?
Was wäre aus mir geworden, wenn ich meiner Angst zu Versagen bei der Ausbildungssuche nachgegeben hätte? 2.6er Notenschnitt – Eine 3 will doch niemand auf dem Abschlusszeugnis sehen.
Nicht mal trocken hinter den Ohren – Wie soll ich da mit nem mickrigen Ausbildungsgehalt über die Runden kommen?
Arbeitslos und Schnauze voll von Hamburg. Aber wie soll ich hier wegkommen? Ich hab ja nicht mal Ersparnisse. Und dann auch noch Berlin? Da kriegst du ja nicht mal eine Wohnung ohne Arbeit in der Hand. Wie soll ich bitte ALLEINE den Umzug managen? Bei 270km Distanz.
Schlussendlich haben mir bei allem, was ich angegangen bin, zwei (drei) entscheidende Dinge den Mut gegeben, um solche und noch andere Wagnisse anzugehen. Meine Freunde, (Familie) und ein Plan B in der Hinterhand.
Je mehr Ziele ich erreicht habe, umso eher habe ich mich an neue Dinge gewagt.
Erinner dich an mein erstes Brot. Meinen ersten, hausgemachten Frischkäse. Kleinigkeiten. Fast schon lächerlich einfache Sachen. Und bei jedem davon habe ich vor Freude gestrahlt, als es wenigstens funktioniert hat. Beide waren nicht die „perfekten“ Ergebnisse. Die Feinheiten kommen aber erst nach der Grundtechnik.
Diesen Punkt hast du nämlich, meines Erachtens, ausgelassen, mein geliebter Mann – Was hast du für Ansprüche an deine Projekte und dich selbst?
Wenn du neue Dinge ausprobierst und dich an Projekte wagst, die du schon immer umsetzen wolltest, dann geh niemals davon aus, dass es im ersten Anlauf annähernd perfekt wird oder dir überhaupt gelingt. Insbesondere bei denen, wo dir jegliche Erfahrung fehlt. Damit du aber ein Gefühl des Vorankommens hast, setz dir klare Zwischenziele (Fristen sind eher suboptimal) und leg dir ggf. einen Ausweichplan parat, falls das große Ziel noch nicht machbar ist.
Nehmen wir mal als Beispiel die Gesangsschule: Für Gesang ist man nie zu alt. Die besten Tenöre sind nicht jünger als 40. Die schönsten Sopranistinnen nicht jünger als 30 – wie kann man dann für’s Singen zu alt sein?
Step 1) Rechne dir aus, was du für Gesangsunterricht ausgeben kannst, ohne auf lebensnotwendige Dinge verzichten zu müssen. (Mit einem gestörten Verhältnis zu Geld wäre hier schon das erste Ziel – Du lernst mit Geld umzugehen und Prioritäten zu setzen. Verzicht würde ich es nicht nennen, da du einer Sache weniger Raum gibst, um diesen für einen Herzenswunsch zu schaffen)
Step 2) Eine ansprechende Musikschule suchen, die Gesangsunterricht für Anfänger anbietet und auch noch bezahlbar ist. Im best case mit einer Schnupperstunde. (Das Ziel dürfte hier klar sein)
Step 3) Schnupperkurs bzw. Probestunde wahrnehmen. (Der erste Meilenstein: Du hast deine Angst überwunden vor anderen zu singen. Du bist dem großen Ziel „Singen lernen“ einen gigantischen Schritt näher gekommen)
Step 4) Dran bleiben, lernen und üben, üben, üben.
Der Ausweichplan: Lern ein Instrument. Die Schritte und das Ziel bleiben ähnlich. Bonus: Ein Instrument ist kein naturgegebenes Organ. Körperliche Beschaffenheit ist also keine Voraussetzung.
Oder ein ganz banales Beispiel: Jonglieren lernen. Du fängst mit nur zwei Bällen an. Je länger du übst, umso unbewusster jonglierst du. Dann jonglierst du mit 3 Bällen. Dann mit 4. . .5. . .und so weiter. Mit ausreichend Übung kannst du irgendwann blind 8 oder mehr Bälle oder sogar Kegel durch die Luft wirbeln.
Als Gamer dürftest du den Begriff ‚muscle memory‘ kennen. Nichts anderes sind jonglieren, singen oder Instrumente spielen. Der Abruf von Muskelbewegungen aus dem Gedächtnis.
In deine Projekte solltest du aber immer Ehrgeiz und Begeisterung hineinstecken können. Dich selbst vor Herausforderungen zu stellen, die du gar nicht packen willst, ist weder zielführend noch motivierend. Sie fördern keine Selbstzufriedenheit und sie treiben dich nicht an weiterzumachen. Aber sie ziehen dich runter, wenn du scheiterst.
Hab den Mut dich deinen Wünschen zu stellen und schreite voran.
P.S.: Bei der Gesangsschule würde ich sogar mitmachen. Ich habe einer Musiklehrerin noch was zu beweisen ?
Es ist schwer solche Gedanken loszuwerden.
Erfolge helfen einem dabei sehr, aber ist es auch ebenso schwer diese Erfolge zu erzielen ?
Aber ja je älter man wird desto langsamer lernt man zumindest bzw. Wird es nicht leichter
Und es benötigt sehr viel mehr Spaß an der Sache was theoretisch auch schwerer ist je älter man wird.
Dazu kommt, dass je älter man wird das Zeitgefühl sich drastisch verändert und man immer weniger Zeit gefühlt zur Verfügung hat, sodass man auch noch abwägen muss für was man die eigene Zeit opfert
???