Können wir noch mit ohne Fetisch?

In den letzten Monaten ist mir so ein Gedanke gekommen. Der Grund ist, dass ich durch meine Arbeit und auch durch das Stöbern auf Dating Portale festgestellt habe, dass es nahezu keine Profile mehr gibt, die nicht irgendein Fetisch voraussetzen oder ausüben.
Und dabei stellte ich mir eine wichtige Frage: Können wir Menschen eigentlich noch mit ohne Fetisch Sex haben? Und ich rede nicht unbedingt von Fußfetischen oder Fetischen von Körperteilen. Eher von Material-, Sach- und Toyfetischen.
In den letzten Jahren habe ich für mich festgestellt, dass ich das kann und teilweise um ein vielfaches angenehmer finde.

Aber bevor hier etwas falsch verstanden wird: Jeder soll seinen Fetisch leben und lieben, solange alles im Rahmen des Gesetzes bleibt. Aber ist stinknormaler Sex nicht mehr erwünscht?
Ich erinnere mich noch an eine Zeit, da waren Fetische eher selten und eine Besonderheit. Zumindest kam man nicht so schnell damit in Berührung durch Sexpartner und man verabredete sich einfach für den Standartkram und hatte sehr viel Spaß dabei.

Und jetzt ist es so, dass es kaum noch Profile gibt, die keinen Fetisch betreiben. Und es gibt Profile, deren Fetische auch immer extremer werden. Teilweise so extrem, dass ich hier sitze und mich nur noch schüttele.
Meine „Fetische“ oder auch „Kinks“ sind inzwischen sehr schlicht gehalten. Ich find es schöner, wenn sich Menschen nah sind. Haut an Haut. Ohne Latex, Lack und Leder zwischen.

Ohne, dass Menschen sich gegenseitig bis zur Unbeweglichkeit festbinden oder Fesseln. Oder in Rollen zu schlüpfen, die am Ende gar nicht mehr die Partner sind, die man vielleicht kennengelernt hat. Und ich rede nicht von Liebesbeziehungen. Sondern von Sexpartnern.
Mir fehlt auch ein wenig Flexibilität in den Profilen. Man könnte meinen, dass stinknormaler Sex nicht nur außer Mode ist, sondern schon fast verpöhnt wird.

Die Welt steigert sich, meines Erachtens nach, immer weiter in Fetische rein, die immer ausgefallener und schmutziger werden. Sex muss immer mehr Szenerie bieten. Immer mehr Tools und Toys. Immer mehr Stoffe und Hilfsmittel.
Am Anfang, und das gebe ich zu, ist das alles immer Reizvoll (und teilweise auch Teuer). Aber (und das ist nur mein persönliches Empfinden!) Längerfristig, gerade wenn es doch mal Richtung Partnerschaft gehen soll, bleibt doch immer eine gewisse Distanz.

Natürlich braucht es gerade beim BDSM Vertrauen und Bindung. Aber meistens baut sich das ja nicht bei einem Treffen auf. Aber als jemand der Stinknormalen Sex bevorzugt, weil es sich einfach schöner anfühlt, fühle ich mich teilweise verloren.
Gut okay. Ein Zugeständnis muss ich machen: Würde ich jung, schlank oder muskulös sein, würden sich Leute auch so auf mich stürzen. Aber das bin ich nicht.
Und wenn ich mich in den Profilen umschaue sehe ich immer wieder Sneaks, Socks, Riesendildos und so weiter. Kaum ein Profil redet von Intimität oder Nähe.

Es gab in den letzten Jahren Zeiten, da hatte ich das ab und zu. Und es war angenehm. Ich konnte danach sogar kuscheln ohne, dass es unangenehm wurde. Weil sich während des Akts etwas aufgebaut hat.
Ich frage mich, ob Menschen, die von Stino-Sex in die Fetisch-Ecke gestolpert sind, sich wirklich so sehr verschließen, dass Stino-Sex, der mit den richtigen Menschen getan wird, einfach nur noch blockiert wird.

Und natürlich möchte ich noch erwähnen, dass es auch Bindung im Fetischbereich gibt. Mehr als genug. Aber ich finde, dass sowohl die Stino- als auch die Fetisch-Seite offener sein sollte für das andere.
Gerade am Anfang meiner Petplay-Laufbahn habe ich gemerkt, dass Fetisch sehr anstrengend werden kann, wenn Menschen darauf beharren. Es kann auch schlimme Wendungen nehmen.

Also lange Rede kurzer Sinn: Sollten wir nicht Horizonte etwas erweitern oder auch mal wieder ein Paar Schritte zurückgehen? Vielleicht mal unsere Profile überarbeiten und nicht allzu verbohrt sein sollten?
Klar. Vielleicht sehe ich das auch zu verbohrt. Aber ich wünsche mir, dass die Menschen nicht vergessen, dass der „Spaß“ miteinander auch eine gewisse Tiefe erreichen kann, ohne sich zu fesseln, in Latex zu schmeißen oder Gewalt aneinander anzuwenden.

Habt eine schöne Zeit.

Was denkst du?
Interessant
Interessant
6
WOW
WOW
0
Sad
Sad
0
Kein Plan
Kein Plan
0
OMG
OMG
0
Nachdenklich
Nachdenklich
0

Hi du
Schön, dass es dich hierher verschlagen hat.

Einmal im monat sende ich eine E-Mail mit dem, was in dem Monat davor alles passiert ist. Passiert nichts, bekommst du auch keine E-Mail.

Ich sende keinen Spam! Erfahre mehr in der Datenschutzerklärung.
Kann jeder Zeit nach Erhalt des ersten Newsletters abgemeldet werden.

3 Kommentare zu „Können wir noch mit ohne Fetisch?“

  1. Hi (hier fehlt mir der HI-Gerry Sticker gkuCry ) liebster Gerry gkuHug ,

    mein erster Kommentar auf deiner wirklich gelungenen neuen Seite. gkuNotice

    Ich finde deine Beschreibung und Empfindung sehr interessant und ja, beim reflektieren viel mir auf, dass Fetisch in der Community immer mehr zunimmt und das die Profile auch immer weiter in solche Richtungen gestaltet werden. Meist, wenn die Profile denn überhaupt inhalt haben, „Sneaker und Sox“, welche mir als Fetischist ja am wenigsten persönlich zusagen.

    Woran liegt dieses „Phänomen“? Es könnte zum einen an der, in den letzten Jahren stark gewachsenen Öffentlichkeitspräsenz von Fetisch liegen. CSD Fussgruppen, Trucks, Fetischpubcrawls, Pupcrawls und Gearwalks. Auch auf Instagram ist schnell mal ein Kerl in Fetisch in den Algorythmus gerutscht, wenn mehrere Leute, denen man folgt, solchen Personen folgen. Während Fetisch früher etwas war, über das eher hinter vorgehaltener Hand gesprochen wurde, wird heutzutage ein offener Umgang damit sugeriert. Dies gibt vielen sicher den Mut, selbst mal Fetisch auszuprobieren oder sich selbst zu „outen“.

    Auch wird durch diese Fetischveranstaltungen ein Signal gezeigt, was für eine Community die Fetischszene ist. Viele Personen, die alle gemeinsam was unternehmen, während der Rest in der Bar in kleiner Gruppe in der Ecke sitzt und die Handys schon von Anfang an auf dem Tisch liegen um die aufkommende langeweile zu kompenieren. In der Queeren Community sieht man solche großen Gruppen die gemeinsam was unternehmen sehr selten, obwohl die sehnsucht nach so einem Zusammenhalt groß ist.

    Aber all das ist ja mehr Nonsexuall. Du beziehst dich ja mehr auf den Sex, welcher zunehmend mehr nur noch mit Fetisch zu funktionieren scheint. Aus eigenen Erfahrungen und durch meinen Austausch mit Personen in der Fetischcommunity weiß ich, dass man zwar gerne nach außen seine vorlieben zeigt und es toll ist, wenn der sexuelle Fetisch ausgelebt wird, dass aber auch sehr viele ganz ohne Fetisch sex haben und auch kuscheln. Ich kenne auch einige, die das Vorspiel gerne in Fetisch genießen und sich anheizen, aber wenn es dann zum Hauptteil kommt, wird sich der Klamotten entledigt.

    Für mich ist es also vergleichbar mit allem Anderen was uns das Internet zeigt. Beautygirls die gefühlt 24/7 perfekt geschminkt und gestyled sind oder die Fetischkerle die mit den perfekten Fotoshootingbilder über Wochen zeigen wie heiß sie sind, wenn man sie aber persönlich kennenlernt merkt, was das für Lauch/Läuche/Lauche/Lauchse gkuThink sind. Das Internet ist DIE Möglichkeit sich so zu zeigen wie man sein möchte oder gesehen werden will ohne das jemand da ist, der das sofort sehen kann, das nach ner Stunde das MakeUp erneuert werden muss.

    gkuOMG Und egal ob Fetisch oder naggich, du weißt ich find dich heiß und ich nehm dich wie ich dich kriegen kann. gkuButtBongo Ba dum ts

    Das wars von mir. Bis denn dann.

    der Suri gkuComfy

  2. gkuButtBongo gkuButtBongo

    Sex ohne Fetisch, klar geht das. Manchmal hätte man doch auch gern nur eine schnelle Nummer, ohne viel vor- und nacharbeit(en).
    Aber es muss scheinbar wirklich immer ausgefallener sein, Leute drängen sich in Schubladen, wo kein Platz mehr für Kompromisse ist und wenn du nicht 100% passt, dann wird lieber gar nichts gemacht, anstatt zu schauen was sich entwickeln könnte.

    gkuButtBongo gkuButtBongo

  3. Dating Profile sind letztendlich auch Aushängeschilder und Werbung für die eigene Person. Die meisten Dating Seiten sind auch eher sexuell angehaucht und ausgerichtet, die wenigsten sind für Freundschaften und Beziehungen offen. Und für viele ist man auch nur ein Zwischenhalt auf ihrem Tagesplan. gkuShrug

    Bei mir geht das in zwei Richtungen. Anfangs hab ich mich für emotionale Bindungen getroffen, die auch körperlich sein konnten. Später mehr für Fetischkrams und co. Mittlerweile sieht es so aus, dass es bei mir zwar noch Stino-Sex gibt und ich den auch nicht von Grund auf ablehne, dieser mich aber nur interessiert wenn mir die Person auch sympathisch genug ist. Fetischkram geht hingegen mit jedem, jederzeit. Ersteres befriedigt aber mehr. Und hält länger vor. gkuUwU

    Ein Gleichgewicht wird es wohl nie wirklich geben. Gerade was Online Dating angeht. Denn man kann sich zwar aussuchen, mit wem man sich treffen will ~ aber man kann sich nicht aussuchen, wer sich mit einem selbst treffen will. Und um sich Zeit und Enttäuschungen zu sparen, legt man das offene Buch aus für alle, die es interessiert. gkuSip

    Wenn ich aber einige Zeilen von dir so lese, dann kann ich dir jetzt schon sagen, dass du manche davon auch einfach nur nicht verstehst. Gerade weil sie dich nicht interessieren. Aber einiges was du erwähnt hast, auch die Dinge die es nicht zwingend voraussetzen, sorgen allein schon durch den besonderen physischen Kontakt für eine Bindung, die auch wieder in Stino-Sex resultieren kann. gkuShrug

  4. Hallo Gerry,

    vielleicht ist für die Leute die Intimität mit dem Fetisch besser oder angenehmer.
    Blümchensex ist nicht für jeden schön.
    Wenn man schon Sex hat soll er ja auch Spaß machen… wenn dazu Fetisch gehört kann man das seltsam finden aber es wäre dann so.
    Ich kann auf jeden Fall deine Gedanken verstehen :) merke aber das auch ich Dinge habe die dabei sein müssen, sonst fände ich es nicht aufregend oder toll.

  5. Aus der Sicht eines slaves, der seit 11 Jahren mit seinem Master zusammen ist, würde ich retrospektiv sagen, dass Fetisch heute salonfähig geworden ist.
    Fetisch ist überall: CSD, Parties, Events, Social Media… das Tabu ist längst gebrochen.

    Aber gebrochen scheint meiner Meinung auch die Beziehungsfähigkeit der Menschen geworden zu sein. Langfristig Energie in eine Beziehung zu investieren scheint nicht mehr modern. Kurzfristiger Spass, mit einem Minimum das Maximum heraus zu holen, scheint mir heute das Ideal zu sein. Und dazu passt meiner einer nach deine Beobachtung zu den Profilen.

    Ich mag Blümchensex, aber im Rahmen meiner Fetische kann ich mehr Dopamin und Serotonin herausholen und genau deswegen würde ich, wenn ich noch Profile auf Datungplattformen hätte, auch ganz klar im Fetischbereich designen. Um im Falle eines Falles einen „Partner“ zu haben, der meinen Kick am ehesten bedient.

    Aus Sicht eines Opportunisten also sicher die beste Strategie, wenn’s um Spass geht.

    Ob das nun problematisch ist oder nicht, möchte ich nicht beurteilen. So ein Profil sagt so gut wie gar nichts über das wahre Wesen eines Menschen aus und solange ich die Möglichkeit habe, mich den entziehen zu können, soll es jede(r) selbst entscheiden, was man machen will.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

gkuUwU gkuThink gkuSmol gkuSip gkuShrug gkuOMG gkuNotice gkuNotSure gkuHug gkuGasm gkuCry gkuComfy gkuButtBongo
error: Meine inhalte sind geschützt.