Auch wenn dies ein Aufreger ist, werde ich dieses mal ein anderes Titelbild verwenden. Um zu zeigen, was Menschen alles aussetzen.
Alle bisherigen Rechnungen die Nyu betreffen findet ihr hier.
Das ist Nyu
Darf ich vorstellen? Das ist Nyu. Eine kleine Kätzin, die auf der Straße aufgelesen wurde, als sie ein Auto fast erfasst hatte. Die Finderin der kleinen war die Tochter einer Freundin von meiner Arbeitskollegin. Wie es sich gehört ist diese sofort zu einem Tierarzt gegangen um wenigstens oberflächlich prüfen zu lassen, ob erst einmal alles in Ordnung ist. Und glücklicherweise war es das auch. Nun war die Frage: wohin mit der kleinen? Und es wurde gefragt und gefragt. Und irgendwann kam die Frage, ob ich sie aufnehmen würde, auch bei mir an. Erst war ich etwas am Zweifen. Ich habe ja schon einen Kater und ich war mir unsicher, ob dies funktionieren kann. Mehr dazu findet ihr aber (in Kürze) im felinaren Tagebuch von Nyu und Felix oder auf Facebook.
Nach einigen Überlegungen und vor allem nach Rücksprache mit meinem Partner, haben wir gemeinsam beschlossen, das kleine Ding aufzunehmen. Gesagt getan. In der Pause (Da ich ja noch auf Arbeit war), habe ich schnell ein Katzenklo und neue Näpfe besorgt. Das war ein Stress sage ich euch. Aber ihr werdet sehen, dass er sich gelohnt hat.
Nach Feierabend hat mich meine liebe Kollegin zu der Kleinen gefahren, um sie abzuholen. Und da war sie: die kleine Prinzessin die mich mit ganz großen Augen anschaute. Oder auch an mir vorbei.
Sie wurde Ordnungsgemäß verpackt und fand so den Weg in unsere bescheidene Wohnung.
Der Schock
Zu Hause angekommen haben wir uns erst einmal akklimatisiert und die erste Reaktion von Felix abgewartet. Es war wie erwartet. Es wurde gefaucht und geschimpft. Daraufhin haben wir sie erst einmal im Bad raus gelassen und ihr ein Plätzchen hergerichtet mit Toilette, Essen, Trinken und ein Schlafplatz. Und sie hat alles Dankend angenommen. Im Laufe des Abends haben wir jedoch etwas entdeckt, was uns sehr getroffen hat. Sie schien uns nur wahrzunehmen, wenn wir uns bewegen und auch nur wenn wir von einem Licht bestrahlt werden. Erster Schock: Sie ist fast blind (unbestätigt bis dahin).
Aus versehen sind wir dann auch noch gegen ihr Trinkschälchen getreten was erstaunlichen Lärm gemacht hat. Keine Reaktion von der Kleinen. Auf Verdacht haben wir ein paar Hörtests gemacht. Keine Reaktion. Erst als wir richtig Laut waren, hat sie es mitbekommen. Zweiter Schock: Sie ist fast Taub.
Wir beobachteten Sie und ich habe beschlossen, nach Rücksprache mit meinem Büro, von zu Hause aus zu arbeiten um ein wenig bei den Beiden Vierbeinern zu bleiben und sie zu beobachten. Und es war auch gut so. Mehr dazu im oben erwähnten Tagebuch.
Am Abend des zweiten Tages habe ich eine Zecke entdeckt. Und ja ich habe keine Ahnung wie man diese korrekt entfernt. Eigentlich wollten wir sie eine Woche sich in Ruhe einleben lassen. Aber ich bin Dennoch am Folgetag zum Tierarzt gegangen um sie einmal zu untersuchen. Und mir kamen die Tränen.
Eine Diagnose nach der anderen
Und da waren wir. Pünktlich um 10 Uhr, auf einem Samstag, saßen wir im Warteraum ihrer neuen Tierärztin. Es dauerte eine Weile bis wir ran gekommen sind, aber das war zu erwarten, wenn man keinen Termin hat.
Und dann war es soweit. Mit ganz schwer schlagendem Herz in der Brust, ging es zum Behandlungsraum. Ich erklärte erst einmal, was wir vermutet hatten:
– Sie wurde ausgesetzt
– Verhaltensweisen legen nahe, dass es ein gewaltsames aussetzen war
– Sie ist (fast) blind
– Sie ist (fast) taub
Sie prüfte alle unsere Vermutungen und stimmte uns zu. Sie ist fast Blind (erkennt aber noch Umrisse wenn sie in Bewegung ist). Die Taubheit hat sie schlimmer erwischt. Sie hört fast gar nichts mehr. Und es ging leider immer weiter. Sie hatte ein Wahnsinnig hohen Blutdruck (was teilweise auch dem Stress der letzten Tage zu verdanken war) und auf Nachfragen der Ärztin bzgl. ihres Trink- und Essverhaltens hat sich der Verdacht erhärtet, dass sie Probleme mit der Schilddrüse hat. Dies wird in knapp zwei Wochen getestet. Dann wird auch ein großes Blutbild erstellt um zu schauen, ob es noch andere Probleme gibt.
Dies alles ist leider nicht genug. Das Schicksal hat der süßen Maus noch mehr auferlegt. Es wurden an ihrem Bauch Knoten festgestellt. Davon ein sehr großer und die Ärztin meint, dass sie wohl mehrere Tumore hat. Aufgrund ihrer Platzierung ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese bösartig sind. Eine genaue Prüfung ist aktuell jedoch nicht möglich, da sie erst einmal zur Ruhe kommen soll. Dann kommt das Blutbild und dann müssen wir überlegen, ob es finanziell möglich ist, ein Ultraschall durchzuführen und zu schauen, wie es in Ihr aussieht.
Die Abrechnung! Aussetzen ist SCHEIßE
Nach Rücksprache mit der Tierärztin, Freunden, anderen Katzenhaltern und so weiter, sind wir uns alle einig: Nyu wurde aufgrund ihrer Behinderungen ausgesetzt. Es liegt auch der Verdacht nahe, dass die Diagnose mit den Tumoren bekannt war. Die Behinderungen an sich, scheinen für die kleine keine Probleme darzustellen.
Mein Partner und ich haben, nachdem Tierarztbesuch, Tränen in den Augen gehabt. Wir kann ein Mensch so durch und durch schlecht sein und ein solch liebes Tier aussetzen. Sie ist so liebes-bedürftig und möchte viel gekrault werden. Okay. Wenn sie Miaut, schreit sie das ganze Haus zusammen. Kein Wunder: Sie hört sich selbst ja kaum. Ein Tier, welches so wenig von seiner Umwelt mitbekommt überlebt nicht lange da draußen. Und wir wundern uns immer noch, wie sie scheinbar mehrere Wochen überlebt hat.
Zur Hölle mit den Süßholzgeraspel: auch wenn es das Gesetz anders sieht: Tiere sind keine Objekte. Sie sind Lebewesen. Bevor ihr euch ein Tier kauft, denkt darüber nach ob ihr auch die Verantwortung dafür tragen wollt. BIS ZUM ENDE! Und nicht nur bis es zu teuer wird oder ihr doch in den Urlaub fahren wollt! Und selbst im Falle des Urlaubs gibt es andere Möglichkeiten. Es gibt Tierpensionen. Nicht ganz billig, aber sie helfen auf das Tier acht zu geben. Oder, auch wenn ich kein Fan davon bin, gebt das Tier im Tierheim ab. Da kümmert man sich um die Kleinen. ABER HÖRT VERDAMMT NOCHMAL ENDLICH AUF, TIERE WIE MÜLL IN DIE PAMPA ZU WERFEN UND SICH SELBST ZU ÜBERLASSEN. Das können sie nicht. Wie auch? Sie haben das nie gelernt.
Ein Tier Aussetzen zeugt davon, wie wenig Herz man hat. Das Herz solcher Menschen muss zu einem Minimum verschrumpelt sein und vor allem kohlrabenschwarz. Ich hoffe, dass allen Menschen, die Tiere aussetzen oder ausgesetzt haben, irgendwann die Rechnung dafür erhalten. Es gibt immer bessere Wege. ALLES ist besser als Aussetzen!
Danke für die Hilfe
Ich habe auf Facebook einen Aufruf gestartet, für Katzenzeugs und sehr sehr viele Rückantworten mit Angeboten wie Kratzbäumen, Kratzplatten, Spielzeug, Futter und vieles mehr bekommen. Davon das meiste wirklich Gratis. Und ich kann dazu nur eines sagen: DANKE! Ihr seid super und es freut mich sehr, dass es so viele Menschen gibt, die der kleinen Nyu etwas gutes tun möchten.
Allen voran Danke ich der lieben Diana Stawitzki, welche sich aktiv für den Tierschutz einsetzt, für den Kratzbaum den sie uns geschenkt hat. Und ich Danke der Besitzerin von Jake, Sandra Mendel für das tolle Kuschelbett, das Spielzeug und das tolle Futter, was sie gespendet hat.
Wer noch etwas beisteuern möchte, darf mich gerne kontaktieren. Da wir wahrscheinlich eine kleine OP zu der Entfernung der Tumore durchführen wollen, werden wir zu gegebener Zeit, für Ultraschall und OP, auch Geldspenden sammeln. Dazu dann aber zu gegebener Zeit mehr Informationen.
Gerne könnt ihr mir auch so eine Mail an nyu@sinnesbolognese.de zukommen lassen. Sie freut sich sicher über Post.
Update: Vielen dank an alle die gespendet haben. Nyu geht es inzwischen fantastisch und jeder Cent kam an :) Viele vielen Dank.
DANKE AN ALLE HELFER UND HILFSANGEBOTE. IHR SEID AWESOME!
2 Kommentare zu „Arme Seele in Not – Nein zum Aussetzen“
Respekt! Und meine Hochachtung, dass ihr euch der kleinen Maus (ok: Kätzchen *g) so annehmt. Ich finde es bewundernswert, dass ihr euch auch weiterhin um sie kümmert, obwohl das nicht einfach(er) werden wird und auch sehr kostspielig. Leider habe ich nur allzuoft erlebt, dass Tiere wegen wesentlich weniger „Handicaps“ abgegeben – oder wie ja auch hier anscheinend passiert – ganz einfach ausgesetzt werden.
Das (kaum vorhandene) Herz solcher Menschen hast du sehr treffend beschrieben … aber da gehe ich lieber nicht weiter drauf ein, sonst muss dieser Kommentar wegen „unpassender Formulierung“ gelöscht werden. Ich könnte losheulen bzw tue es auch, wenn ich sowas lese/mitbekomme.
Aber ich möchte dir/euch auch ein wenig Hoffnung machen: Katzen sind sehr stark und arrangieren sich meist mit widrigen Lebensumständen. Ich habe zwar noch nie alle diese Beeinträchtigungen in „Personalunion“ bei einer Katze erlebt, aber einzeln durchaus.
Eine unserer Katzen war bereits bei der Geburt auf einem Auge blind und ist dann 3 Jahre später durch einen „Unfall“ (wahrscheinlich angefahren oder – was wir eher vermuten: ins Gesicht getreten worden) vollständig erblindet. Aber sie ist nach einer recht kurzen Umstellungsphase so gut damit zurechtgekommen, dass sie unbedingt wieder draußen unterwegs sein wollte (hat sie regelrecht „eingefordert“). Sie hat auch wieder Mäuse gefangen und uns als „Geschenk“ heimgebracht. Und ist auf unseren Kirschbaum geklettert … und was uns noch viel mehr begeistert hat: sie war nach einiger Zeit schwanger, hat 3 Junge bekommen und diese richtig toll und mustergültig betreut. So wie wir es von unseren anderen Katzenmüttern kannten – inklusive Mäusefangen und „Beaufsichtigen“ beim Klettern. Wir haben wie oft einfach nur mit Tränen in den Augen voller Bewunderung für dieses tolle Lebenwesen dagesessen.
Eine Weile vorher habe ich von meiner Schwester ein kleines Kätzchen (Anai, ca. 2 Monate alt) in Pflege genommen. Sie hatte die Kleine im Urlaub in Spanien auf einer Müllhalde gefunden – war von der Mutter vom Wurf abgesondert worden, weil sie von Geburt an taub war (sie war schneeweiß mit strahlend blauen Augen und bei dieser Kombination gehört Taubheit meist zur genetischen „Vorprogrammierung“). Leider konnte sie (meine Schwester) sie nicht behalten, weil ihre anderen Katzen (3 Kater) überhaupt nicht mit der Situation zurechtkamen und jede Menge Stress veranstaltet haben (der auch nach einigen Wochen nicht weniger wurde). Also habe ich es versucht, wobei ich damals auch noch 5 weitere Katzen hatte. *g
Natürlich gab es auch bei mir „Stress“, aber meine Katzen haben sich irgendwann mit ihr arrangiert. Ist halt nicht so einfach, wenn jemand das „Drohknurren“ nicht hört und einfach weiterspaziert. *g
Ich habe ihr ein Glöckchen umgehängt, damit ich sie immer lokalisieren konnte – sie war ja im ganzen Haus unterwegs und hat auch öfter versucht, die anderen Katzen draußen zu begleiten. *Haarerauf
Das war eine recht anstrengende Zeit, aber es hat geklappt und die Kleine hat sich sicher (hoffentlich) sehr wohlgefühlt. Ich habe sie dann später zu guten Freunden gegeben, die eine große Wohnung (und keine anderen Katzen) hatten – da lebt sie heute noch – sehr zufrieden und „rundum betütelt“. ;-)
Was die Knoten angeht … einer meiner Kater war leider auch davon betroffen. Aber er konnte operiert werden und hat danach noch viele Jahre „ganz normal“ verbracht – abgesehen davon, dass er immer spezielles Futter bekommen musste, aber das war die einzige „Beeinträchtigung“, der er ausgesetzt war.
Ich drücke dir/euch alle Daumen, dass die kleine Nyu mit allen Beeinträchtigungen zurechtkommt und – nun endlich – ein schönes Katzenleben haben kann. An mangelndem Engagement von eurer Seite wird es ganz gewiß nicht scheitern, daher nochmal: Danke, Respekt und Bewunderung dafür!
lieben Gruß
Carmen
Vielen dank liebe Carmen für den sehr ausführlichen Kommentar. Das mit den Glöckchen klingt gut. Nur weiß ich noch nicht, ob sie Halsbänder mag. Ich teste das mal.